Journalismus und Trauma –

Tipps zur Selbstfürsorge, Vorbeugung und Unterstützung betroffener Berichterstatter:innen

Autorinnen: Elana Newman & Naseem S. Miller

Die Arbeit als Journalist:in kann belastend sein. Wer über traumatische Ereignisse berichtet, bleibt selbst nicht unberührt. Auch Stress in der Redaktion oder Hassbotschaften können sich negativ auf die eigene Psyche auswirken. Im Rahmen der Investigative Reporters and Editors Conference 2021 haben Dr. Elana Newman, Forschungsdirektorin des Dart Center for Journalism and Trauma, und Naseem S. Miller, Senior Health Editor bei The Journalist’s Resource,  deshalb Ressourcen (meist engl.) für Journalist:innen zusammengestellt, die in ihrer Arbeit mit Traumata konfrontiert werden. Hier ihre Empfehlungen:

Selbstfürsorge für Journalist:innen

  • Sicherheits- und Selbstfürsorgestrategien für Reporter:innen (The Dart Center): In dem Video werden Sicherheits-, Schutz- und Selbstfürsorgestrategien diskutiert, die Reporter:innen bei der Berichterstattung über Gewalttaten, Katastrophen oder Amokläufe sowie bei investigativen Projekten helfen können.
  • Achtsamkeitstraining (The Dart Center): In diesem mehr als dreistündigen Achtsamkeits-Workshop werden u. a. Meditationstechniken vermittelt. Das Video stammt von einer Veranstaltung des Dart Center, die 2015 von Mitgliedern der buddhistischen Ordensgemeinschaft des Dichters, Autoren und Aktivisten Thich Nhat Hanh geleitet wurde.
  • Stuhlyoga für Journalist:innen (The Dart Center): Diese 11-minütige Stuhlyoga-Übung der früheren Auslandskorrespondentin Kimina Lyall, stellvertretende Direktorin des Dart Center Asia Pacific, richtet sich an Medienschaffende, die viel am Schreibtisch sitzen oder von zu Hause aus arbeiten. Keine Yoga-Vorkenntnisse erforderlich.

Wo finde ich professionelle Hilfe? 

Apps und Online-Tools zur Selbstfürsorge 

  • PTSD Coach: Das US-Ministerium für Veteranenangelegenheiten (VA) entwickelte eine App zur Aufklärung über Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Informationen über die professionelle Behandlung und zur Selbsteinschätzung sowie Tipps zum Umgang mit Stresssituationen im Alltag für Menschen mit PTBS.
  • Mindfulness Coach: Eine App, die sich bei der Bewältigung von Stress, der Verbesserung der Selbstwahrnehmung und bei Angstzuständen und Depressionen als wirksam erwiesen hat. Ebenfalls entwickelt vom VA.
  • Insomnia Coach: Eine App, die zur Bekämpfung von Schlafstörungen auf Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie zurückgreift. Ebenfalls entwickelt vom VA.
  • COVID Coach: Als Hilfestellung im Hinblick auf Selbstfürsorge und allgemeine mentale Gesundheit in der Pandemie entwickelte das VA diese App.
  • Provider Resilience: Diese App wurde entwickelt, um Anwender:innen dabei zu helfen, ihre emotionale Gesundheit zu schützen und gleichzeitig produktiv zu bleiben. Das Angebot richtet sich an im Gesundheitswesen tätige Personen, kann aber auch für Journalist:innen hilfreich sein.

 

Ressourcen für Redaktionen 

  • Tipps für Manager:innen und Redakteur:innen (The Dart Center): Diese Tipps richten sich an Newsroom-Manager:innen und Redakteur:innen. Sie sollen ihnen dabei helfen, Reporter:innen auf schwierige Einsätze vorzubereiten und sie währenddessen und danach zu unterstützen.
  • Tipps zur Selbstfürsorge für Nachrichtenmedien (The Dart Center): Diese Tipps sind als Anregung zur Förderung gesünderer Nachrichtenredaktionen und eines besseren Journalismus zu verstehen. Sie basieren auf Forschungsergebnissen über Wohlbefinden und Resilienz und auf die praktischen Erfahrungen von Fachkräften aus dem News-Bereich.
  • Ist die Redaktion bereit für Trauma? (Radio Television Digital News Association): Redaktionsleiter:innen, die selbst nie traumatische Situationen erlebt haben, fehlen möglicherweise die nötigen Erfahrungen, um betroffene Mitarbeiter:innen angemessen zu unterstützen. Schlussfolgerungen aus der Berichterstattung über den Bombenanschlag in Oklahoma City.

 Was hilft bei Belästigung und Missbrauch? 

  • Das Wahren von Grenzen zu Quellen, Kollegen & Vorgesetzten (The Dart Center): Dieses Merkblatt, das sich auf Interviews mit Journalistinnen und Quellen stützt, zeigt Strategien auf, wie sexuelle Belästigung und andere übergriffige Verhaltensweisen im journalistischen Alltagerkannt, bekämpft und thematisiert werden können.

 Blick in die Forschung 

  • Journalist:innen unter Druck. Welche Lösungsansätze gibt es? (The Journalist’s Resource): Umfangreiche Sammlung von Forschungsarbeiten, die aufzeigen, inwiefern die Tätigkeit als Journalist:in eine Gefahr für die mentale Gesundheit darstellen kann. Auf Grundlage dieser Daten werden Tipps gegeben, wie Stress und Trauma in der Nachrichtenberichterstattung vermieden und bewältigt werden können.
  • Auch Nachrichtenmanager:innen sind traumatisiert (Radio Television Digital News Association): Nach Terrorangriffen, Naturkatastrophen und anderen tödlichen Ereignissen stehen nicht nur die direkt involvierten Journalist:innen oft unter Schock. Auch leitende Redakteur:innen empfinden Schuldgefühle oder erleben Stressreaktionen, wenn ihre Journalist:innen unter traumatischen Ereignissen leiden.

 Sonstige Ressourcen

  • Mentale Gesundheit und Journalismus (International Journalists’ Network): Sechsteiliger Podcast mit Interviews, in denen Reporter:innen und Expert:innen in Sachen mentale Gesundheit zu Wort kommen.
  • Journalismus und Trauma (selbstgesteuerter Kurs auf Poynter): In diesem Kurs lernen die Teilnehmenden, wie Opfer traumatischen Stress erleben und wie man Traumaopfern im Interview mit Mitgefühl und Respekt begegnet. Außerdem lernen die Journalist:innen wie sie nach der Berichterstattung über ein traumatisches Ereignis auf ihre eigene Gesundheit achten.
  • Mentale Gesundheit für Journalist:innen (Journalist’s Toolbox): Diese Seite bietet Ressourcen für Journalist:innen, die unter mentalen gesundheitlichen Problemen leiden, sowie Links zur Berichterstattung über mentale Gesundheit.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Nachdruck der im Original vom Dart Center for Journalism and Trauma der Columbia Journalism School veröffentlichten Ressourcenliste. Diese wird hier mit freundlicher Genehmigung erneut veröffentlicht.

Weitere Ressourcen des GIJN International

GIJN Webinare: Resilienz & Berichterstattung – körperlich & geistig gesund bleiben (in englischer Sprache)

Wie Journalist:innen in der Berichterstattung über COVID-19 mit Traumata umgehen können (in englischer Sprache)

Wie Reporter:innen die Stresskurve in der Berichterstattung über die Pandemie abflachen können (in englischer Sprache)

Die Autorinnen

Elana Newman ist Professorin für Psychologie an der University of Tulsa und Forschungsdirektorin des Dart Center for Journalism and Trauma. Sie ist ehemalige Präsidentin der International Society of Traumatic Stress Studies und Mitherausgeberin des Buches „Trauma Therapy in Context: The Science and Craft of Evidence-based Practice“ (Traumatherapie im Kontext: Wissenschaft und Handwerk evidenzbasierter Praxis).

Naseem S. Miller ist Senior Health Editor bei The Journalist’s Resource. Für den Orlando Sentinel berichtete sie über die Schießerei im Nachtclub Pulse. Sie ist Mitbegründerin der Facebook-Gruppe Journalists Covering Trauma, die Reporter:innen, die über tragische Ereignisse berichten, professionelle Hilfe und emotionale Unterstützung bietet.

Dieser Guide wurde übersetzt von Tanja Felder.

Illustration: Quinto Elemento – Laboratorio de Investigación